Farbschnitt auf Schwarz
Heller Farbschnitt auf durchgefärbtem dunklen Material? Solche Anfragen lehnt man eigentlich ab, man ahnt schon Verdruss. Wie soll die transparente Farbe decken? … aber in einer stillen Stunde am Wochenende will man es dann doch wissen, und siehe da: Farbschnitt an schwarzer Kante. Es sieht klasse aus, als strahle es seitlich aus dem Karton.
White & Black
Spricht für sich, white & black (alles Letterpress)
Fundstück
Wir bauen um, im Frühling wird unsere „offene Werkstatt“ eröffnet. Alles, was wir dazu brauchen, haben wir oder können wir besorgen, nur eines nicht: Platz! Da hilft nur Intelligenz und Entmüllen. Auf welche Prachtstücke aus alten Zeiten man dabei stösst: Einladung für Reebok, zweifarbiger Siebdruck auf 3 mm starker Graupappe, gestaltet von Agnes Feckl. Die unberechenbaren Farbeinschlüsse der Industriepappe passen sich unauffällig in die „archaische“ Grafik ein und machen jedes Stück zu einem Unikat. Die Karte ist kantig, hart und massiv, so leicht wird sie nicht im Papierkorb landen.
happyconfetti
Blister, von und für Olivia Schuff: letterpress auf hartem, rauhen Naturkarton, ausgestanzt.
Lucha Libre – a Mordsgaudi
Zu unseren Letterpress – Workshops entwirft ein Teilnehmer eine zweifarbige Postkarte, die gemeinsam am Heidelberger Tiegel verwirklicht wird. Der mexikanische Grafiker Jorge Salazar, der inzwischen in München lebt und arbeitet, hat ein Motiv aus seiner Heimat mitgebracht: Lucha Libre, nicht „American“, sondern „Mexican“ Wrestling, eine martialische Gaudi für Jung und Alt mit starker Betonung von Artistik und spektakulären „Flugkünsten“.
Jorges Bildmotiv stammt aus einer lebendigen Buchdruck – Tradition. Bis heute gibt es in Mexiko Druckereien, die die Veranstaltungsplakate nicht im Offsetdruck, sondern im Buchdruck produzieren, komponiert aus handgeschnitzten Klischees *** – Holzlettern, Illustrationen, Bildmotiven – , die je nach Anforderung neu kombiniert und ein – bis mehrfarbig gedruckt werden, teilweise auch im Irisdruck. Es gibt hierzu eine wunderbare Dokumentation in Spanisch (kein Problem, die Bilder sprechen für sich), die sehr anschaulich in diese Welt einführt. Jorge erzählte, dass es durchaus vorkommt, dass ein Drucker den Veranstalter auffordert, den Künstlernamen des Luchador (Kämpfer) zu ändern, weil zuwenig Holzbuchstaben vorhanden sind. Was dann auch geschieht.
*** Apropos „handgeschnitzte Klischees“: Für uns unsere Offene Werkstatt spukt der Gedanke in unseren Köpfen, eine Fräse zu kaufen. Dann brauchen wir nicht zu schnitzen, wenn wir uns unsere eigenen Setzkästen aus Alphabeten, Symbolen und Illustrationen zusammenstellen.
Wie bei der Queen
Der Modemacher Harald Glööckler und die Agentur Krauts PR luden ein, und Aufgabenstellung war, eine Einladung im Stil „wie bei der Queen“ für einen ausgewählten, kleinen Kreis an Journalisten herzustellen. Von den vielen Ideen, die sich im Wesentlichen durch Effekte aller Art auszeichneten, blieb schliesslich die einfachste – und in unseren Augen treffendste – Variante übrig: Offsetdruck auf Bütten mit goldener Heissfolienprägung, Kuvert ebenfalls Bütten.
Eben „wie bei der Queen“.
Mit Büttenrand bitte!
Büttenschnitt, das mochte man in den 30 – 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, auf Flohmärkten oder in alten Fotoalben stolpert man gelegentlich noch über solche alten Schätzchen. Mit dieser Technik sollte die edle Optik der faserigen Ränder handgeschöpften Büttenpapiers mit Hilfe unregelmässig gewellter Schneidewerkzeuge imitiert werden. Zweifelllos ist das nicht gelungen, die Karten wirken etwas gewollt und zickig, und dennoch hat diese Optik ihren ganz eigenen Reiz. Könnte für die eine oder andere grafische Anwendung auch heute wieder interessant sein. In unserer Offenen Werkstatt steht ein entsprechendes Handschneidegerät bis ca. DIN A 5 zur Verfügung, für grosse Auflagen gibt es spezielle Schneideklingen, mit denen wir im Buchdruck die Büttenränder am Heidelberger Tiegel stanzen.