… to something different
Paul Grabowski ist der Illustrator und Grafiker, der diese Weihnachtskarte – ja, es ist eine Weihnachtskarte – seinen Freunden und Kunden auf den Gabentisch legt. Diese Karte wurde in unserer Offenen Werkstatt als Letterpress an der FAG -Andruckpresse (Bild) gedruckt, da diese Maschine auch grössere Farbflächen homogen wiedergibt. Sehr schön erkennt man in den Grossaufnahmen die besondere Wirkung der Rasterpunkte, die nur noch „blind“ drucken, da sie wegen ihrer zu geringen Grösse nicht mehr eingefärbt werden konnten.
Zwei Visitenkarten
Obwohl im Letterpress vieles möglich ist, sind die Grenzen der Technik nah: nur Sonderfarbendruck, grosse Flächen nur sehr eingeschränkt, nur gröbste Raster möglich … So unterscheiden sich, anders als im Offsetdruck, gelungene Entwürfe von den weniger gelungenen dadurch, dass der Grafiker seine Gestaltung von der Technik her denkt. Es geht um die Vergegenwärtigung der objekthaften und tastbaren Qualität eines Letterpressdrucks und den Umgang mit der Frage, wie die Gestaltung sich diese Qualität zunutze macht. Wenn man diese Vorstellungskraft entwickelt, reichen oft einfachste grafische Lösungen für treffsichere Resultate, den Rest tut das Medium dazu.
Kraftvolle Typo, noch kraftvoller die Grafik, Druck tiefstmöglich auf 1 mm Karton. Entwurf, Drucktechnik und Material setzen ganz auf Kraft, die Küche befindet sich „im Kraftwerk“. Diese Karte gestaltete Daniela Illing.
Die Visitenkarten für Christine Koller funktioniert anders. Die Typo ist dünn, die Unterzeile geradezu zart. Die Drucktechnik jedoch senkt die Schrift tief ins weiche Papier und erzeugt einen starken Kontrast zwischen dezenter Grafik und starker materialhafter Qualität. Entworfen von Dunja Koller.
Zeros & Ones
Wie unterscheidet man die Abteilungen einer Firma auf den ersten Blick? Zeros and Ones hat sich für Naheliegendes entschieden, verschiedene Abteilungen, verschiedene Farbschnitte. Die Ausnutzung des gesamten Ausdruckspektrums der Visitenkartengestaltung führt oft zu überreizten, manchmal sogar peinlichen und trashigen Ergebnissen, aber hier ist die gesamte Bandbreite geboten, und das Objekt bleibt angenehm funktional: Anreißerisch der Farbschnitt, wertig elegant das Logo in schwarzer Heissfoile, der schwarze Offsetdruck das Schlichteste vom Schlichten, schliesslich der 300 gr Karton nicht zu billig, nicht zu teuer. Gefällt uns.
Farbschnitt an Papier
Man meint, dass ein Farbschnitt umso besser wirke, je dicker das Material ist. Im Prinzip richtig – vor allem für Farbschnitte mit zarteren Tönen braucht man etwas mehr Fläche, damit die Farbe ihre Wirkung entfalten kann, und bei kräftigen Farben darf man sich bei stärkeren Volumen auf einem Farbschock gefasst machen. Was jedoch nicht heisst, dass es mit dünneren Materialien nicht auch wunderbar funktioniert, bis hinunter zur Dicke von Papieren. Im Einzelbogen wirkt der Schnitt subtil, sozusagen „auf den zweiten Blick“ nimmt man wahr, dass da irgendetwas anders ist, und im Stapel kommt die Technik wie gewohnt ausgezeichnet zur Geltung.
Man kann einen Sinn dafür entwickeln
Zugegeben, eine besondere Sympathie für das „Materialhafte“ an einer Drucksache wollen wir nicht leugnen. Etwas unmittelbar be“greifen“ finden wir wichtig, vielleicht rührt unsere Vorliebe daher. Es gefällt uns, dass wir einen guten Teil unserer Arbeitswoche mit der Herstellung von Produkten verbringen, bei denen das „Anfassbare“ eine Rolle spielt. Zum Beispiel das hier, Postkarten aus dem Hause Bizarr:
Die textile Oberfläche ist rau, man fühlt die regelmässig gewebte Struktur des Tuchs. Das Material, auf den das Gewebe geklebt wurde, ist jedoch anders, 300 g matt gestrichener Karton, die Finger gleiten fast widerstandslos über die geglättete Oberfläche. Rückseite Offsetdruck, will heissen: Farbauftrag hauchdünn, er ist nur spürbar, wenn man seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Unvermeidlich sind die groben Restfäden, die beim Ausschneiden der Karten aus dem Grossbogen an den Rändern stehenbleiben. Da das Tuch aus eher starrem denn geschmeidigen Garn gewebt ist, haben die abstehenden Fadenreste etwas Widerborstiges. Diese Drucksache ist nicht „glatt“ – tatsächliche Menschen haben Material in die Hand genommen und etwas daraus geschaffen. (From me to you, sozusagen). Man kann einen Sinn dafür entwickeln.
Gut gelaunt
Da ist sie, die erste für dieses Jahr, somit ist die Weihnachtssaison eröffnet. Tür und Tor stehen nun offen, und gut gelaunt erwarten wir das, was wie jedes Jahr über uns hereinbrechen wird. Diese Grusskarte stammt von Valerie Wolf und ist über ihr Label Heimatformat zu erwerben.
… und noch einmal
Der einzige Grund, ein weiteres Mal eine Karte mit kombinierter Blind – und Farbprägung zu präsentieren, ist unsere Begeisterung für diese Optik / Haptik. Die Wirkung ist massiv und dezent zu gleicher Zeit, und natürlich „fassbar“ – nicht zu Unrecht vermittelt das Holzschnittartige der Technik und die starke Betonung des Materialhaften den Eindruck, dass es sich hier um ein Statement handelt, eines, das nicht ganz so flüchtig ist. Es würde sich lohnen, mehr mit diesee Wirkung zu experimentieren. Eine Visitenkarte von und für Bombenfest.
Things to come
Ein Rückblick auf eine Weihnachtsproduktion aus dem letzten Jahr, als Anregung für bevorstehende festliche Drucksachen: Das Münchener Büro Schmid hat sich für das Freisinger Diözesanmuseum etwas Besonderes einfallen lassen, einen Postkarten“Advents“kalender mit dem Spruch des Tages zum täglichen Abreissen bis Weihnachten. Gedruckt ist dieses handfeste Objekt im zweifarbigen Offset auf einem weichen, voluminösen Karten. Mit einem Umschlag, der schlicht und sehr funktional auch als stabiler Aufsteller funktioniert.